Der Welten Ende?

Fromme Geschichten

Gottvater ist beunruhigt. Seine Planung kommt durcheinander. So hat ER sich das nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ER den schönsten Planeten in seinem Weltreich, das ER in sieben Tagen erschaffen hatte und auf das ER so stolz ist, noch länger erhalten. Aber jetzt ist die Menschheit drauf und dran, das Ende des Daseins völlig überstürzt herbeizuführen.
Natürlich, es gab schon immer Probleme mit den Menschen, die ER nach seinem Ebenbild geschaffen hatte. Aber eben nur nach dem Bild, dem Äußeren. Das Innere, das sie sich hätten selbst entwickeln können, ließ doch sehr zu wünschen übrig. Es fing schon damit an, dass sie meinten, sie brauchten nur einen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen, und sogleich wären sie allwissend wie ER. Da musste ER ihnen doch schnell das Handwerk legen. Aus war es mit dem Paradies. Und es hätte so schön sein können.
Doch sein Widersacher ließ nicht locker. Er fand andere Wege und Mittel, den Menschen einzuflüstern, sie könnten sich ihre eigenen kleinen Paradiese selber schaffen. Und was wurde daraus? Gemetzel, Gewalt, Leid und Not. Wenn man mal von den auch wunderbaren Seiten wie Musik, Poesie und Liebe absieht.
Aber jetzt sind sie völlig toll geworden. Sie greifen massiv, schlimmer als je zuvor, in die Gesetzmäßigkeiten seiner Natur ein, indem sie in ungeheurem Ausmaß fossile Schadstoffe in der Atmosphäre verbreiten. Im Wissen um die empfindlich gestörte Gleichgewichtsklimasensitivität lösen sie trotzdem nicht mehr nur fahrlässig, sondern vorsätzlich einen Wandel des lebenserhaltenden Klimas, dessen Nutznießer sie sind, aus, der nicht wieder rückgängig zu machen ist.
Zwar ist im Himmelreich bekannt, dass es auf der Erdkugel im Kampf zur Verhinderung dieses Wandels verantwortungsbewusst engagierte Personen gibt, die von ihrer Community respektvoll Aktivisten genannt werden. Klimapakete werden geschnürt und bereits zahlreiche Kommunen auf der Suche nach Inspirationen für klimaneutrale Aktionen erklären sich in einem Klimanotstand befindlich. Auch wird schon in missionarischem Eifer die Geißel geschwungen, der SUVs, Silvesterfeuerwerke und Ferienflüge völlig zu entsagen und stärkere politische Steuerungsmechanismen einzuführen, die insbesondere für die Unbelehrbaren auch finanziell spürbar sind. Der kapitalistischen Konkurrenzlogistik als Auslöser des verhängnisvollen Desasters müsse durch eine nachhaltige Klimamobilisierung ein Riegel vorgeschoben werden, wird von vielen Klimawandelapologeten gefordert, um dem durch global stetig steigende Temperaturen verheerenden Treibhauseffekt Einhalt zu gebieten.

Bestürzende Prognosen
Aber die breite Masse lässt die drohende Erderwärmung kalt. Da richten auch die vielen alarmierenden Gutachten, visionären Modellrechnungen und bestürzenden Prognosen renommierter Wissenschaftler und Forscher wenig aus. Und sogar die geharnischten Appelle populärer Politiker und die solennen Ermahnungen kirchlicher Würdenträger, auf der Stelle alles Notwendige zu tun, um zum Schutz der Natur dem Wandel ohne Wenn und Aber abzuhelfen, finden kaum Gehör.
Obwohl, und das ist auch von oben deutlich zu erkennen, die beängstigende Entwicklung sich dramatisch beschleunigt hat, von der lässlichen Klimasünde zur ernsten Klimaschädigung, vom Klimanotstand zur Klimakrise, von der Klimakatastrophe zum Klimakollaps, und jetzt ist sogar von einem drohenden Klimakrieg die Rede – was kann da noch Schlimmeres kommen?
Die referentiellen ehrgeizigen Zeitdimensionen wurden zwar von 2030 auf 2050 prolongiert, doch schon dräut 2100 mit furchtbaren Eskalationen. Und gar bis 2300, exakt auf das Jahrhundert fixiert, da gibt es kein Vertun, hält es ein hochrangig besetztes Gremium, einprägsam IPCC genannt, für möglich, dass infolge der wärmebedingten arktischen Eis- und alpinen Gletscherschmelzungen der Meeresspiegel von den bis zum Jahr 2100 erreichten 84 Zentimetern plus in weiteren 200 Jahren auf unglaubliche 5,40 Meter steigt.
Als eine der beklagenswerten Folgen würden dann nicht nur die beliebte Lagunenstadt im Mittelmeer, wegen der dort üblichen Leichtfertigkeit sowieso, sondern sogar die deich- und poldergeschützten niederen Lande an der Westküste des zentralen Kontinents völlig unter Wasser stehen. Das besorgniserregende Bild sprengt die Vorstellungskraft selbst Leichtgläubiger: eine unendliche Wasserfläche über dem lieblichen Windmühlen- und Tulpenland, aus der nur noch Myriaden von 5G-Sendemasten und einige Turmspitzen entleerter Gebetshäuser antiquierter Religionsgemeinschaften herausragen. Nicht auszudenken!
Weitere futurologische Schreckensszenarien liegen erst in Rohfassungen vor, jedoch ist nicht auszuschließen, wenngleich bisher niemand die verzweifelte Initiative ergriffen hat, den Schleier über dem Menetekel des absolut Endgültigen zu heben, dass es nach ihrer mit akademischer Gewissheit bestätigten Relevanz nicht mehr lange dauert, bis der finale Kataklysmus eintritt. Das Aus für die Menschheit.

Diese am Weltalter gemessen doch kurzfristigen apokalyptischen Perspektiven passen nun überhaupt nicht zu SEINEN göttlichen Ewigkeitsvorstellungen. Denn das Weltende sollte, so die langfristigen Planungen, als galaktischer Event mit einem gigantischen Jüngsten Gericht abgeschlossen werden, in dem das Urteil über Lebende und Tote gesprochen wird und damit endlich die Gerechten von den Ungerechten dauerhaft geschieden werden, indem letztere der ewigen Verdammnis anheimfallen.
Aber so weit sind die Vorbereitungen noch nicht gediehen. Zwar arbeiten himmlische Heerscharen fieberhaft mit kreativer Hilfe innovationsfreudiger Cherubim und Seraphim mit ihrem ausgedehnten Netzwerk zur interstellaren Start-up-Szene und mit Einsatz von Artifiziellem Esprit (AE) am Aufbau neuer Datenbanken, in denen während des Gerichts sämtliche persönlichen Sündenregister, aber auch von den Gläubigen erworbene Selig-Bonuspunkte, etwa durch digitales Beten des Vaterunsers oder eine VR-Wallfahrt nach Fatima, in Echtzeit abgerufen werden können. Auch sollte bis dahin ein vollautomatisches Seelen-Screening am Himmelstor, mit dem die Identität und Zugangsberechtigung geprüft wird, funktionsfähig sein. Aber das braucht doch noch Zeit.
Die Welt erschaffen nach eigenem Willen, das war professionell, aber für IHN keine große Kunst. Doch jetzt im Wettlauf mit dem Selbstzerstörungsdrang der Menschheit Prioritäten setzen, ist eine ganz andere Herausforderung. So schnell kann ER beim Weltuntergang nicht dabei sein. Noch einmal eine Sintflut wie bei Noah schicken, um den Untergangsprozess zu verzögern und Zeit zu gewinnen, lehnen Abraham, die Patriarchen und die Propheten, mit Ausnahme von Jeremias, der schon zu seiner Zeit die Verderben bringenden Drohungen und Mahnungen des Herrn dem auserwählten Volk mit Inbrunst verkündet hat, vehement ab. Die sich häufenden Starkregen und Tsunamis wären schon Warnung genug, argumentieren sie.
Klimasünder und andere
Als latenter Unsicherheitsfaktor erweist sich allerdings, dass nicht nur bisherige und neuerliche Klimasünder, sondern auch Klimazweifler und Klimaverharmloser, vor allem aber Klimaverweigerer unter Berufung auf ihr Recht, erworbenen Wohlstand und Lebensqualität uneingeschränkt bewahren zu dürfen, noch immer bei weitem in der Überzahl sind. Sie werden als erratischer Block deshalb den Klimawandel nicht aufhalten, eher noch verschärfen. Denn sie erhalten zusätzlich mentale Absolution von den bösartigsten Klimaprofiteuren überhaupt, den schieren Wandelleugnern.
Für sie ist der Klimawandel eher ein Klimaschwindel. Sie scheuen sich daher nicht, hypertroph alle Warnungen in Frage zu stellen mit der Behauptung, diese beruhten lediglich auf Vermutungen und Berechnungen, die genauso gut falsch sein können, denn der Beweis für die faktische Richtigkeit würde erst in der fernen, von jenen selbst prognostizierten, Zukunft eintreten, die ohnehin keiner der Gegenwärtigen erleben werde, also niemand mehr Rechenschaft fordern könnte.
Außerdem hätte die Erderwärmung auch ihre positiven Seiten, wäre es doch nunmehr beispielsweise möglich, auf den ausgedehnten zwischenzeitlich aufgetauten Permafrostböden Sibiriens nach Abzug der freigesetzten Methanablagerungen riesige ertragreiche Obst- und Gemüseplantagen zur sicheren Ernährung der immer noch wachsenden Weltbevölkerung anzulegen.
Kein Gottvertrauen ?
Die Menschheit per se ist unvernünftig. Gut, das weiß man im Himmel. Aber gibt es hier keine Einsicht, das Unabwendbare zu verhindern? Aus Saulus ist schließlich doch Paulus geworden. Könnte nicht einfach durch Vernunft eine totale Kehrtwende vor dem Abgrund veranlasst, und so die Erde noch gerettet werden? Erzengel, Engel und alle Heiligen unter der Himmelskuppel sind ratlos. Auch ER weiß nicht, welches klimapolitische Damaskuserlebnis er wem schicken soll.
Sein Stellvertreter auf Erden ist leider keine große Stütze, denn der wird mit anderen Dingen in Atem gehalten. Reformen kommen nicht voran, oder kommen gar nicht, wird in aller Öffentlichkeit moniert. Das Stammpersonal verringert sich rapide. Außerdem werden allenthalben die klerikalen Machtstrukturen als unzeitgemäß und nicht genderkonform diskreditiert. Sogar böse Skandale erschüttern die heilige Mutter Kirche. Die traurige Konsequenz: die Gläubigen murren und allzu viele kehren ihrer bedrängten pastoralen Heimat den Rücken. Wo sind Treue im Glauben und Gottvertrauen geblieben?
Ahimè! – Das ist der Wandel, der geboten ist. Denn fataler als die Folgen der Erderwärmung ist der Mangel an Gottvertrauen. ER hat der Menschheit nicht den Erlöser geschickt, um jetzt tatenlos zuzusehen, wie sie sich vorzeitig zu Grunde richtet. ER hat das Ἄλφα bestimmt und nur ER entscheidet das Ὠμέγα. Denn 2100, und selbst 2300, ist von IHM als Weltende nicht vorgesehen. (G/se 010120)

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