Books on Vegan

Wer? Wann? Wo? - Wieso?

Vegetarisch ist out, vegan ist in. Die Welle trifft jetzt auch die gebildeten Stände, die sich gemeinhin mit Druckerzeugnissen geistigen Inhalts umgeben und nicht zuletzt auch deshalb förderlichem Fortschritt aufgeschlossen gegenüberstehen.
Natürlich gibt es bereits Buchverlage, die sich der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung widmen. Aber der Trend hat noch ein höheres ökologisches Ziel, die umweltbewusste Produktion von veganen Büchern. Sie haben bei der Klebebindung, Hard- und Softcover, keine Knochenbestandteile im Leim, keine Gelantine im Papier und vermeiden die Verwendung von Schellack, den Absonderungen der Lackschildlaus (Kerria lacca), weil bei dessen Herstellung unver-meidlich auch manche der kleinenTierchen verarbeitet werden.
Beispielgebender Vorreiter, der mit seinem Vorgehen „die Buchbranche revolutioniert“ (O-Ton) ist wohl ein Verlag in Dresden (matabooks.de), der für seine Produkte Papier aus sonnengetrocknetem Wiesengras verwendet, das sich reichlich in der grünen Umgebung der schönen Stadt an der Elbe findet. Das eingelegte Lesezeichen ist aus Baumwolle gefertigt und ein, dieserhalb preisgekröntes, Buch hat im Deckel Samen eingearbeitet, die, falls es doch einmal sorgsam recycelt, das heißt, kompostiert, wird, als Wildblumen erblühen würden.

© gaidaconsult

Damit, sagt der Verlag, leiste er seinen Beitrag zum Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Der Käufer dieser Erzeugnisse gewinnt zudem umweltbewusst Mut, Hoffnung und Zuversicht, dass zumindest hier noch nicht alles verloren ist, denn, „wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, hat schon Friedrich Hölderlin erkannt.

Wissenschaftlich fundierte Ergebnisse für einen unbedingten Wandel in der Buchbranche hat das Öko-Institut e.V. (oeko.de) „eine der europaweit führenden, unab-hängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen für eine nachhaltige Zukunft“, unjüngst offengelegt. Die Produktion von 10 Büchern mit jeweils 200 Seiten aus „normalem“ Papier, haben die Experten ermittelt, erzeugt rund 11 Kilogramm CO2, aus Recyclingpapier immerhin 9 Kilogramm, je Buch also 1.100 beziehungsweise 900 Gramm umweltschädigendes CO2, die allfälligen Transportbelastungen nicht einbezogen.
Pro Seite sind es noch 5,5 respektive 4,5 Gramm; das verlangt ohne Zweifel beim Umblättern eine angemessene Sorgfalt.
Die Erwartung, e-Reader würden die Umweltverträglichkeit gewährlisten, ist jedoch irrig, denn aufgrund der aufwendigen Materialien kommen durch Herstellung und Nutzung doch noch 8 Kilogramm des bedrohlichen Gases für ein Gerät zusammen .

Diese alarmierenden Fakten geben Anlass zu Überlegungen, die volle Aufmerksamkeit verdienen. Bedenkt man etwa, dass, zum Beispiel, ein einziges Exemplar (!) Ken Follet „Die Tore der Welt“ (Hardcover, Lübbe) mit 1.298 Seiten gut 6 ½ Kilogramm CO2 verursacht haben könnte, mag man sich gar nicht die Umweltbelastung der Bestseller-Gesamtauflage vorstellen. Wie gut, dass Brockhaus, mit seinen 16 Bänden Universallexikon, nicht mehr tätig ist.

Hand aufs Herz, wie sieht nach dem nunmehrigen Erkenntnisgewinn die Ökobilanz des heimischen Bücherregals aus? Und dann erst die Bestände in den öffentlichen Bibliotheken, in den Hochschulen und Universitäten? Wahre Kohlendioxid-Vulkane müssen demnach die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sein, die alljährlich neu produziertes Buchseiten-CO2 auf den Ausstellungsständen der Verlage millionenfach präsentieren.
Gleichwohl lassen sich etwaige Skrupel durch aktives Umweltbewusstsein einschränken. Denn die „Interessengruppe Nachhaltigkeit“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erinnert daran, dass Bücher, sorgfältig geschont und von ihren Besitzern bisweilen sogar geliebt, ja durchaus eine längere Lebensdauer haben, die äußerliche Belastung sich über die Jahre relativiert, während der Inhalt unverändert bleibt, dass also der Geist der Materie sozusagen nachhaltig überlegen ist.


(Quelle: Westfälisches Volksblatt, 6. März 2024)

Pers. Anmerkung: Ich bin erleichtert, dass mein ökologischer Fußabdruck überschaubar ist, denn die von mir im Selbstverlag (vertanverlag.de) veröffentlichten BoD erreichen wenig über 200 Seiten Umfang und werden bei tolino media und Amazon wenigstens auf „FSC Mix Papier aus verantwortungsvollen Quellen“ gedruckt. Dennoch werde ich bei der momentanen Abfassung des neuen Buches „Feroni“ bei jeder Seite darauf achten, ob die schöpferischen Gedanken die mit der nachfolgenden Herstellung verbundene Umweltbelastung wert sind.

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